Kolumne "Kompass"
Kürzlich sprach der letzte österreichische Abfahrtsweltmeister Michael Walchhofer in einem Interview über seinen Sieg an der WM 2003 in St. Moritz. Er habe die Strecke mental über fünfzig Mal abgefahren (visualisiert) und sich jede Einzelheit eingeprägt, sagte er. Im Rennen verlief dann alles genau so, wie er es sich vorgestellt hatte. Und bereits vor dem Ziel wusste er: Jetzt bin ich Weltmeister!
Geistige Bilder, also mentale Vorstellungen, haben einen direkten Einfluss auf unsere Gehirnströme, unseren Blutkreislauf, den Puls, die Hauttemperatur, die Magensekretion (Pawlow-Reflex) und sogar auf unser Immunsystem.
Visualisieren heisst, in Bildern denken! Das Visualisieren einzelner Bewegungsabläufe oder eines ganzen, bevorstehenden Wettkampfes, ist deshalb die Seele des mentalen Trainings. Dabei ist es wichtig, möglichst vollkommene Bilder zu sehen d.h. genau das, was wir im Training oder im Wettkampf erreichen wollen. Und je mehr Informationen wir dabei wahrnehmen, optisch und akustisch, desto mehr nähern wir uns dem idealen Mentalzustand. Wir «sehen» die Umgebung, «fühlen» die Atmosphäre, hören die Anfeuerungsrufe und den Beifall der Zuschauer, die Lautsprecherdurchsagen. Wir sind hoch konzentriert, haben eine totale Kontrolle über unseren Körper – fühlen uns locker und entspannt. Unsere Bilder sind immer positiv, klar und in Farbe. Wir erleben dabei ein Hochgefühl und übertragen diese tolle Stimmung auf unseren kommenden Wettkampf: «Ich weiss, der nächste Wettkampf wird für mich genauso erfolgreich wie derjenige, den ich soeben mental erlebte!» So schaffen wir beste Voraussetzungen für einen optimalen Erfolg!